Während der Besucher auf fünf Monitoren einem missglückten Schauspiel folgt, in dem kompilierte Phrasen zu Themen wie Liebe, Kapitalismus und Demokratie heruntergedroschen werden, verschiebt sich seine Aufmerksamkeit auf das Setting, den Willy-Brandt Platz. Ständig wechselt die Perspektive. Die Kamera ist nicht nur auf die Darsteller und den Künstler als Regisseur gerichtet, sondern auch auf alltägliche Dinge wie einen herumschnüffelnden Hund, Gartenarbeiter, Touristen. Und immer wieder ist das riesige, blaue Euro-Zeichen mit den anhaftenden gelben Sternen von Ottmar Hörl im Bild. Hörls eingängige Visualisierung des Gründungsgedankens der Europäischen Union ist zum Wahrzeichen geworden und angeblich das meist fotografierte Objekt Frankfurts. Jos Diegel der Hörl für die erweiterte Präsentation seiner Arbeit „Schatz, unsere Liebe und die Kapitalismuskritik sind doch nicht mehr ganz so gut« von 2012 interviewte, fügt dem Spektrum an Perspektiven noch eine weitere Sicht hinzu. Hörl spricht über seine damaligen Motive, den Erfolg, die spätere Kritik an seiner Umsetzung, aber auch über die Entwicklung der Europäischen Union und deren Bedeutung für die Selbstrepräsentation der Europäischen Zentralbank.
Vom simplen Zeichen zur komplizierten Formel // Kunst am Bau der EZB
Sa 16. Juli, 19 Uhr
offene Gesprächsrunde zur Finissage der Ausstellung „Alte und neue Kontingenzprobleme wie Liebe und Kapitalismus“ im Vereinslokal des ATELIERFRANKFURT, Schwedlerstrasse 1-5, 60314 Frankfurt am Main
https://conspace.wordpress.com
Fotos von Raul Gschrey